Historie der Harburger Schützengilde

Die Harburger Schützengilde wurde im Jahre 1528 von Herzog Otto I. zu Lüneburg/Braunschweig gegründet.
Als Schutz des Außenpostens der Stadt Harburg standen Herzog Otto I. nur 4 Soldaten zur Verfügung. So kam er auf die Idee, die gesamte männliche Bevölkerung an den Waffen auszubilden, und als Anreiz gab es einmal im Jahr ein großes Fest - das Vogelschießen -‚ an dem ein Schützenkönig ermittelt wurde, der dann neben einem Obolus aus der herzoglichen Schatulle ein Jahr Steuerfreiheit genoss.

Als Zeichen der Königswürde wurde für jeden König ein Königsschild angefertigt, das bei den offiziellen Veranstaltungen an der großen Kette getragen wird. Diese Tradition besteht bis heute fort (siehe Presseinformation Königskette).

Der erste König der Gilde war Herzog Otto I. persönlich. In den weiteren 100 Jahren folgten
ihm einige Herzöge nach.

In der Zeit von 1705 bis 1818 war das Harburger Vogelschießen von Seiten der Obrigkeit verboten, ab 1818 hat es dann, mii Ausnahme der beiden Weltkriege, regelmäßig stattgefunden.

Der König der Gilde wurde früher durch Schießen mit der Armbrust oder dem Karabiner auf einen an der Stange befestigten Vogel ermittelt Heute wird auf einen ca. 1,00 m großen Holzvogel geschossen, der von Harburger Handwerkern gefertigt wird. Das Schießen dauert 2 Tage, insgesamt werden ca. 2.500 Schuss mit dem Kleinkalibergewehr abgegeben, bevor derjenige, der das letzte Stück vom Rumpf abschießt, als neuer König proklamiert wird.
(Einzelheiten siehe Vogelschießen).

Das Vogelschießen findet seit der Jahrhundertwende immer in der Woche des 38, Juni, der Schlacht bei Waterloo, statt.
Es beginnt am Samstag und endet nach 10 Tagen am Montag mit einem zünftigen Heringsessen.
Eigens für das Vogelschießen wird von der Gilde ein großer Festplatz auf dem Schwarzenberg aufgebaut mit über 1.000 lfd. m. Fahrgeschäften und Buden. Dieses ist der größte privat organisierte Jahrmarkt Deutschlands.
In der Vogelschießen-Woche finden neben der Veranstaltung der Schützen auch Veranstaltungen für die Bevölkerung auf dem Schwarzenberg statt. (s. auch Presseinformation
Vogelschießen)

Neben der Vogelschießen-Woche wird durch die Gilde im Winter ein großer Ball ausgerichtet, der den Höhepunkt der Harburger Ballsaison markiert.
Die Harburger Schützengilde ist seit Jahrhunderten integrierter Bestandteil des Harburger
Lebens und beteiligt sich an vielfältigen Aktivitäten, vor allem auch für das Gemeinwohl.

Die Königskette seit 1528

Jahr um Jahr, Schild um Schild wuchs die Kette seit 1528. Es war und blieb Sitte, dass jeder König ein Silberschild hinzufügte, das hier wie andernorts Namen und Jahr des Königs überliefert und meist so gestaltet wurde, dass deren Beruf bildlich ersichtlich wurde. Darin liegt bis heute der kulturhistorische Wert dieser Schilder. Viele ältere Schilder sind heute leider nicht mehr erhalten geblieben.

Das Protokollbuch der Gilde berichtet für das Jahr 1633, dass man sich wegen der Kriegs- und Notzeit gezwungen sah, die Schilder von der Kette abzunehmen und zu verkaufen, d.h. den Silberwert einzulösen. Bewahrt wurden allein die acht herzoglichen Schilder und der Papageienvogel, wie sie bis heute erhalten blieben.
Danach fand das Vogelschießen nicht ganz regelmäßig statt. Aus dem 17. Jahrhundert sind nur sieben Schilder erhalten und aus dem folgenden nur noch eins. Mit ganz wenigen Lücken ist das 19. Jahrhundert ab 1818 fast vollständig belegt.

Das 20. Jahrhundert ist dagegen nur lückenhaft mit Königsschildern bedacht. Eine erste Lücke besteht 1912 bis 1926, dann 1928 bis 1936. In den Jahren 1937 bis 1939 entstanden erneut Schilder und dann ab 1952 kontinuierlich bis zum heutigen Tag.

Die Lücken in der Überlieferung sind allerdings nicht nur durch teilweisen Verlust begründet, sondern auch durch die Zeitläufe. Der schon erwähnte Verkauf von Schilder im Jahr 1633 brachte eine spürbare Lücke mit sich. Dann unterband die Landesregierung 1705 das Schießen ganz allgemein und als man diese Einschränkung aufhob, waren die wirtschaftlichen Verhältnisse in Harburg nicht derart, dass an ein Wiederaufleben des Volksfestes zu denken war. Zwischen 1705 und 1818 unterblieb das Vogelschießen gänzlich. Auch der erste Weltkrieg bedingte ab 1914 für sieben Jahre das Ruhen der Tradition.

Dennoch nahm die Kette an Gewicht zu. 1894 nahm man daher die ältesten Schilder von ihr ab. Das ist jener Bestand, den man als den Bestand der älteren Kette bezeichnen kann. Auch 1952 und 1968 hat man die Kette “erleichtert”, alle älteren Schilder werden seitdem im Helms-Museum aufbewahrt.

Erwähnt werden muss noch, dass die älteren Schilder keine Silbermarken tragen, weder eine Stadtmarke noch ein Meisterzeichen. Das ist bemerkenswert, da die erste Erwähnung eines Goldschmied in Harburg archivalich für 1676 belegt ist, wogegen die älteste erhaltene Arbeit eines Harburger Goldschmiedes für 1779 nachgewiesen ist. Erst im 19. Jahrhundert sind Königsschilder allerdings nur gelegentlich gemarkt.

Quelle: Aus dem Buch "Harburgs älteste Gildekette" von Ralf Busch

Der Harburger Papageienvogel

Hauptfigur der älteren und aktuellen Königskette der Harburger Schützengilde ist der Papageienvogel.
Er entstand nicht als Zusatz, sondern als herausgehobenes Königszeichen. Laut der Inschrift auf dem rechten Flügel ist dieses belegt, die besagt, das Claus Behr der Ältere 1597 den Vogel geschossen hat und diesen an Stelle eines Schildes hat fertigen lassen. Ältere Vermutungen, dass der Vogel von der Kette des benachbarten Dorfes Neuland stammen solle, sind völlig abwegig, da Claus Behr (Behre) als Harburger Bürger wohl belegt ist. Er er hier ein begüteter Bürger, der 1587/88 sein Bürgergeld entrichtete. 1602/03 gibt er der Stadt ein Darlehn von 400 Reichsthalern und 1602 verkauft er an den Rat der Stadt ein Pferd, das dieser als Geschenk der Quedlinburger Pröbstin Anna Margarete zu Braunschweig und Lüneburg zukommen ließ, die dieses Amt 1601 angetreten hatte. Sie war eine Tochter von Herzog Otto II. und daher ist das Antrittsgeschenk aus Harburg erklärlich.

Der Papageienvogel ist kunstvoll gestaltet, die Oberflächen mit einem stilisierten Federkleid graviert.
An einem Halsreif sind später zwei Schilder montiert worden: In Hufeisenform das Schild von Johann Wörden von 1530 und ein Anker, auf dessen Stiel beidseitig ein Hermesstab graviert ist, den 1819 P.H.C. Hastedt stiftete, der von Beruf Schiffer war.

Quelle: Aus dem Buch "Harburgs älteste Gildekette" von Ralf Busch